Nachhaltigkeit im Personalmanagement: Mit diesen 3 Schritten gelingt der Start
von Susanna Mur
Um Nachhaltigkeit im Personalmanagement, genauer Strategien und Maßnahmen, zielgerichtet umzusetzen, müssen diese auf das Unternehmen und die Mitarbeiter:innen abgestimmt sein und mit den gelebten Werten übereinstimmen. So kann das Engagement authentisch in den Unternehmensalltag integriert werden, ansonsten kann es schnell als „Greenwashing“ wahrgenommen werden. Wie ihr damit am besten startet, das erklären wir in diesem Artikel.
1. Die eigenen Werte kennen
Zu Beginn ist es besonders wichtig, sich zu fragen: „Wo stehen wir eigentlich?“ und „Welche Werte wollen wir vertreten?“. Der beste Ausgangspunkt für die Entwicklung einer Nachhaltigkeitsstrategie ist daher eine genaue Bestandsaufnahme – beginnend mit dem Unternehmenszweck und den eigenen Unternehmenswerten.
Spannende Leitfragen hierzu können sein:
- Nach welchen Werten handeln wir im Unternehmen?
- Wie definieren wir Nachhaltigkeit für uns?
- Welchen Stellenwert hat Nachhaltigkeit derzeit in unserem Unternehmen?
- Kommt Nachhaltigkeit bereits in unserer Unternehmensstrategie vor?
- Wo leisten wir heute schon einen relevanten Beitrag?
- Gibt es im Unternehmen bereits Bemühungen für mehr Nachhaltigkeit? Was wird bereits umgesetzt und funktioniert?
- Gibt es Mitarbeiter:innen oder Teams, die sich bereits mit dem Thema Nachhaltigkeit beschäftigen?
Wenn ihr einen guten Überblick über euren Status quo habt, solltet ihr euch mit der Frage beschäftigen: „Wo wollen wir hin?“ Es ist daher wichtig, im nächsten Schritt klare Ziele zu definieren.
2. Klare Ziele definieren
Klare Ziele für die ausgewählten Nachhaltigkeitsaspekte zu definieren, kann den Erfolg maßgeblich steigern. Sie sind hilfreich, um das eigene Engagement und Investment verfolgen und messen zu können. Dies erleichtert die Umsetzung.
Um klare Ziele zu definieren, ist es wichtig zu überlegen, in welchen Bereichen man mit dem eigenen Unternehmen einen Beitrag leisten kann und will.
Dazu solltet ihr euch Folgendes fragen:
- Welche Aspekte der Nachhaltigkeit sind für uns wichtig und welche wollen wir unterstützen?
- Welche Nachhaltigkeitsziele befinden sich in unserem Wirkungsbereich?
- Welche Anknüpfungspunkte haben wir als Unternehmen bzw. Abteilung zu diesen Zielen?
- Wo ergeben sich aus diesen Zielen Chancen für unsere unternehmerische Weiterentwicklung?
- Welche Prozesse oder Gewohnheiten können hinderlich für das Erreichen dieser Ziele sein?
- Können diese Umstände verändert oder umgangen werden?
Nachhaltigkeitsframeworks und -standards können in diesem Prozess Unterstützung und Orientierung bieten.
3. Bewertung von Zielen und Maßnahmen – diese Frameworks können helfen
Die folgenden Frameworks bieten eine erste Inspiration für die Definition geeigneter Zielen und können euch bei der Bewertung und Priorisierung weiterhelfen:
Die nachhaltigen Entwicklungsziele der UN
Die 17 nachhaltigen Entwicklungsziele der Vereinten Nationen sind handlungsleitende Prinzipien für eine ökologisch, sozial und ökonomisch nachhaltige Entwicklung. Sie sind ein wichtiger Bestandteil der Agenda 2030 und bieten einen guten Überblick über die unterschiedlichen Bereichen, in denen soziale und ökologische Maßnahmen notwendig sind. Die 17 Ziele werden durch Unterziele ergänzt, die Unternehmen als Inspiration für potenzielle Nachhaltigkeitsfelder dienen können. Sie können zudem die Perspektive erweitern und Inspiration für Ziele abseits von CO2-Einsparungen bieten.
Der Deutscher Nachhaltigkeitskodex
Der DNK ist ein branchenübergreifender Standard für die Berichterstattung unternehmerischer Nachhaltigkeitsleistungen anhand von 20 Kriterien in den Kategorien Strategie, Prozessmanagement, Umwelt und Gesellschaft. Der Kodex unterstützt bei der Entwicklung von Nachhaltigkeitsstrategien und bietet einen Einstieg in die Berichterstattung. Dabei wird anschaulich erklärt, in welchen Bereichen und auf welche Weise Unternehmen Nachhaltigkeitsmaßnahmen umsetzen können. Auf der Website des DNK können Beispiele anderer Unternehmen eingesehen werden.
Die Gemeinwohlmatrix
Die Gemeinwohlmatrix beschreibt 20 Gemeinwohl-Themen inhaltlich und gibt Anleitungen zur Bewertung nach Gemeinwohl-Maßstäben. Auch hier finden sich Inspiration für Ziele und entsprechende Maßnahmen abseits von CO2-Einsparungen. Besonders hilfreich ist die Unterteilung in Stakeholdergruppen, beispielsweise Lieferanten und Mitarbeiter:innen sowie Werte wie zum Beispiel Menschenwürde und ökologische Nachhaltigkeit. Unternehmen können anhand der Matrix eine Gemeinwohlbilanz erstellen und gelebte Werte und nachhaltige Leistungen der Organisation öffentlich zeigen. Auf der Website findet man auch Best Practices und Berichte anderer Unternehmen.
Eine Wesentlichkeitsanalyse
Eine Wesentlichkeitsanalyse hilft bei der Priorisierung der Ziele, indem die für das Unternehmen und seine Stakeholder relevantesten Themen und Handlungsfelder identifiziert werden. Die Handlungsfelder werden gemeinsam mit den Stakeholdern erarbeitet und anschließend nach ihrer Relevanz für das Unternehmen und den Erwartungen der Stakeholder geordnet. Die Analyse kann aufzeigen, welche zentralen Umwelt- und Nachhaltigkeitsaspekte im Unternehmen am einfachsten zu steuern sind und hilft, sich auf die Lösung besonders dringender Probleme zu konzentrieren.
Nachhaltigkeit im Personalmanagement: In der Praxis
Als Mitglied des UN Global Compact verpflichtet sich das Deutsche Softwareunternehmen iPoint, die Sustainable Development Goals (SDGs) innerhalb und außerhalb des Unternehmens zu fördern und umzusetzen, um den Übergang in eine nachhaltige Zukunft zu beschleunigen. Um seinen Beitrag systematisch zu bewerten, hat das Unternehmen eine detaillierte Analyse der SDGs durchgeführt. Dieser Prozess, bei dem auch etablierte Instrumente und Richtlinien zur Interpretation der SDGs berücksichtigt wurden, umfasste folgende Schritte:
- Verständnis der SDGs
iPoint hat sich mit den SDGs und ihren Zielen vertraut gemacht, um zu verstehen, welche
Chancen und Verantwortlichkeiten sie für das Unternehmen darstellen. - Prioritäten setzen
Da nicht alle der 17 SDGs für iPoint gleichermaßen relevant sind, wurde eine Analyse der
Auswirkungen der Geschäftsaktivitäten auf die SDGs durchgeführt, um den aktuellen Beitrag von iPoint zu den SDGs zu bewerten. Das Unternehmen konzentrierte sich auf die Maßnahmen, die negative Auswirkungen reduzieren und gleichzeitig
einen positiven Beitrag zur Agenda für nachhaltige Entwicklung leisten. Die Analyse der
strategischen Prioritäten erstreckte sich auf die folgenden Bereiche:- Produkte des Kerngeschäfts
- Interne Prozesse, Arbeitsabläufe, Operationen
- F&E-Projekte
- Gesellschaftliches Engagement (hauptsächlich: Spenden für wohltätige Zwecke)
Das Ergebnis dieser Analyse ist die folgende Heatmap:
Visualisierung der SDGs und des eigenen Beitrags des Unternehmens iPoint.
Quelle: iPoint
Mit diesen ersten Schritten habt ihr nun hoffentlich einen ersten Einblick erhalten, wie ihr mit Nachhaltigkeit im Personalmanagement beginnen könnt und worauf dabei zu achten ist. Welche konkreten Maßnahmen man hier nun umsetzen kann, dazu mehr in unserem nächsten Beitrag: Von der Theorie zur Praxis: 5 konkrete Maßnahmen für Nachhaltigkeit im Personalmanagement